Radiomacher*innen und Podcaster*innen nutzen besondere Tricks, um Texte fürs Ohr zu gestalten. In diesem Ratgeber erfährst du, wie du mit hörfreundlichen Skripten überzeugst, typische Fehler umgehst und deinen eigenen Sprechstil gezielt einsetzt. Lies nach diesem gerne auch unsere anderen Artikel rund ums journalistische Arbeiten.
Beim Schreiben für Audioformate steht das Verstehen im Mittelpunkt. Im Gegensatz zum Lesen bleibt beim Zuhören nicht viel Zeit, lange Sätze zu entschlüsseln. Die anfängliche Aufmerksamkeit ist schnell wieder weg. Deshalb sollte ein Skript für Radio oder Podcast sofort fesseln, klar strukturiert sein und auf komplizierte Satzkonstruktionen verzichten. Auch spontane Gespräche profitieren von einer guten Vorbereitung. Menschen, die professionell sprechen, nutzen ihr Skript flexibel oder weichen davon ab – aber sie haben fast immer mindestens Notizen. Das gibt Sicherheit und Raum für Spontanität, ohne den roten Faden zu verlieren.

Bevor du dein Skript schreibst: Nimm dir Zeit und horche nach, wie du eigentlich sprichst. Klingst du eher locker oder ernst? Bist du ein*e Unterhalter*in oder bleibst du stets sachlich? Auch das Sprechtempo ist wichtig: Bist du flott unterwegs oder lässt du dir beim Sprechen Zeit? Wie ist es mit deiner Betonung? Setzt du starke Akzente oder betonst du Wörter gleichmäßig? Und: Wie findest du das heraus?
Lies dein Skript laut vor! Du wirst sofort merken, wo du ins Stocken gerätst und was sich komisch anhört. Markiere diese Stellen und passe sie so an, dass sie für dich natürlich klingen. Bediene dich dabei deines eigenen natürlichen Vokabulars. Manchmal hilft es, dein Skript jemandem vorzulesen oder dich selbst aufzunehmen und nachzuhören. Das hilft dir, einzuschätzen, wie viel Zeit das Vorlesen einer Seite oder eines Absatzes benötigt. Vor allem bekommst du auf diese Weise ein Gefühl dafür, was funktioniert und was nicht. So wirst du allmählich sicherer und entwickelst deinen eigenen Stil, der auch am Mikrofon überzeugt.

Du willst deine Hörer*innen sofort abholen und über die ganze Sendungslänge fesseln? Dann beachte ein paar einfache, aber wirkungsvolle Regeln.
Die wichtigste Regel beim Texten fürs Hören: Ein Skript muss sofort verständlich sein, denn das Radio ist ein lineares Medium. Wenn Hörer*innen eine einmalige Information verpasst haben, verlieren sie schnell den Anschluss. Wiederhole die wichtigsten Informationen ruhig mehrfach. Stelle Fragen, die deine Hörer*innen in diesem Moment ebenfalls haben könnten, und beantworte sie direkt. Das sorgt für Orientierung. Verständlichkeit ist wichtiger als perfekte Grammatik. Weiche ruhig von üblichen Regeln ab, wenn es der Verständlichkeit dient – etwa, indem du Sätze umgangssprachlich formulierst. Alltagstaugliche Ausdrücke machen deinen Beitrag lebendig, sollten aber abwechslungsreich bleiben, um langweilige Wiederholungen zu vermeiden.
Falle mit der Tür ins Haus und starte mit einem klaren, interessanten Einstieg. Der Einstieg sollte sofort verraten, worum es geht. Strukturiere deinen Text übersichtlich und halte dich an das Prinzip: ein Gedanke pro Satz. Lange, verschachtelte Sätze sind fürs Hören ungeeignet. Bleibe bei maximal 13 bis 15 Wörtern pro Satz – das reicht!
Verwende bildhafte, aber klare Sprache. Erkläre Fachbegriffe eindeutig oder meide sie ganz. Abkürzungen solltest du immer einmal ganz aussprechen und erklären. So wäre die "EZB" beim ersten Auftritt in deinem Skript die "Europäische Zentralbank". Erst danach solltest du auf die Abkürzung zurückgreifen, denn erst jetzt wissen alle Hörer*innen, wofür die Abkürzung "EZB" steht. Zahlen schreibst du besser aus. So werden aus "50.000" ausgeschrieben "fünfzigtausend". Das macht es einfacher, beim Sprechen nicht ins Stocken zu geraten. Bei schwierigen Namen kann eine kleine Lautschrift im Skript helfen oder du schreibst eventuelle Stolperfallen aus.
Nicht jeder Beitrag erfordert den gleichen Tonfall. Schreibst du beispielsweise für eine Nachrichtensendung, setze auf Klarheit und Sachlichkeit – hier sind blumige Ausschmückungen deplatziert. Fakten stehen im Mittelpunkt.
Praxistipp: Für Zahlen gelten einige zusätzliche Regeln. Vermeide Zahlen, vor allem Prozente. Hier lautet das Motto: vereinfachen, erklären und veranschaulichen! Einige Beispiele: 53 % sind etwas mehr als die Hälfte, 63 % sind fast zwei Drittel, 10 % sind jede*r Zehnte usw. Werde gerne kreativ: drei Fußballfelder, das Doppelte, Dutzend, Wagenladung, eine Handvoll. Wichtig ist eine gewisse Nachvollziehbarkeit – und dass du bei der Wahrheit bleibst.
Bei unterhaltsamen Formaten wie Reisebeiträgen oder Hörspielen darfst du kreativer werden. Nutze bildhafte Beschreibungen, kleine Anekdoten oder überraschende Vergleiche, aber schieße nicht übers Ziel hinaus. Es geht immer darum, verständlich und authentisch zu bleiben. Binde deine Zuhörer*innen ein, indem du sie ansprichst oder ein bisschen Humor einstreust. Auch hier hilft es, wenn du deinen eigenen (Sprech-)Stil erforschst.
Dein Skript ist dein persönlicher Spickzettel am Mikrofon. Mach es dir leicht: Wähle mindestens einen 1,5-fachen, besser einen doppelten Zeilenabstand. Halte jede Zeile bei etwa 60 Zeichen, damit du beim Lesen nicht die Orientierung verlierst. Die Schrift sollte groß und gut lesbar sein – Schriftgrad bzw. -größe 14 und aufwärts. Denke daran, dein Skript auszudrucken und mitzubringen. Falls du am Handy oder Tablet arbeitest: Teste deine Einstellungen und finde heraus, auf welcher Zoom-Stufe oder Schriftgröße du am besten lesen kannst.

Markiere Betonungen direkt im Text, etwa durch Unterstreichungen. Das hilft dir, beim Sprechen Akzente zu setzen. Gliedere deinen Text in Absätze – das verschafft dir Luft zum Atmen und macht das Lesen angenehmer. Geht dir regelmäßig die Luft aus? Sprich dein Skript vor, suche dir gute Momente zum Luftholen und mache dir ein Zeichen im Text.
Bringe Struktur und passende Sprache mit einer optimalen Formatierung zusammen: Je übersichtlicher dein Skript, desto entspannter läuft deine Aufnahme.
Zu viel Perfektionismus macht dich steif, zu wenig Vorbereitung führt zu Chaos. Wer jedes Detail ausformuliert, klingt oft wie ein Roboter. Wer sich gar keine Gedanken macht, verliert den Faden und verpasst wichtige Infos. Die Wahrheit liegt – wie so oft – irgendwo dazwischen.
Auch beim Inhalt gibt es eine Balance: Zu tiefe Analysen sind für den kurzen Radiobeitrag oft ungeeignet. Nimmt man sich in einem ausladenden Podcast die Zeit, thematisch tief einzusteigen, braucht man eine gute Struktur, um Hörer*innen abzuholen. Gleichzeitig bleiben zu oberflächliche Inhalte nicht im Gedächtnis. Achte darauf, dass dein Beitrag informativ, aber nicht überladen ist.
Vermeide abgedroschene Phrasen oder zu gekünstelte Sätze. Wenn das Format es zulässt: Sprich so, wie du auch mit Freund*innen reden würdest – natürlich und auf Augenhöhe. Das kommt oft am besten an und macht dich authentisch.
Schreiben fürs Hören ist eine eigene Kunst. Es braucht Übung, Wissen um die eigenen Stärken und eine klare Ausrichtung auf das Publikum. Mit jedem neuen Anlauf wirst du besser und verinnerlichst Routinen.
Der wichtigste Tipp: keine Angst vor Fehlern – daraus lernen wir! Hauptsache deine Botschaft kommt klar, verständlich und angemessen rüber. Entscheidend ist, dass du den ersten Schritt wagst, dein Skript vorbereitest und dich in deiner Show oder deinem Podcast vor das Mikrofon stellst. Falls du mal konkrete Hilfe benötigst: Wir bei NRWision helfen gerne weiter und beraten auch bei inhaltlichen und konzeptionellen Fragen.
Wenn du noch weitere Fragen rund um Themen wie Skripte, den Hörfunk oder Podcasting hast, wende dich gerne an uns. Spannende medienrechtliche Tipps für Macher*innen bei NRWision erreichst du über diesen Link. Außerdem findest du bei uns Artikel zum Umgang mit Schleichwerbung, zur Arbeit mit Künstlicher Intelligenz und zur Verwertung von Fremdmaterial.
Autor:
Gregor Schollmeyer
Beauftragter für redaktionelle Sonderprojekte | NRWision