Ein journalistisches Interview führen

In sieben Schritten zum erfolgreichen Interview

In sieben Schritten zum Interview

Was zeichnet ein gutes Interview aus? Wie entlocke ich alle wichtigen Informationen aus meinem Gast? Und wie führe ich ein gutes Gespräch? Wir haben die wichtigsten Schritte in sieben kurzen Abschnitten für dich zusammengefasst.

1) Den Gast willkommen heißen

Dein Gast sollte sich wohlfühlen. Deshalb ist eine angenehme Gesprächsatmosphäre ausschlaggebend. Schon beim Eintreten sollten sich die Interviewpartner*innen willkommen fühlen. Nur so kann eine Basis für eine harmonische und natürliche Interviewsituation geschaffen werden. Die Situation kann mit einem Vorstellungsgespräch verglichen werden: stets höflich sein und Kontakt zum Gegenüber aufbauen. Augenkontakt und Höflichkeit spielen hier natürlich eine wichtige Rolle.

2) Atmosphäre kreieren

Eine ansprechende Kulisse zeichnet eine Konversation aus und macht diese unvergesslich. Deshalb ist eine ausführliche Recherche über die Interviewpartner*innen sehr wichtig. Man kann sich im Vorfeld darüber Gedanken machen, wo das Gespräch gefilmt wird oder mit welcher Musik die Sendung thematisch untermalt wird.

Ein Interview im Laufen oder Gehen lässt das Gespräch beispielsweise lebendig und dynamisch erscheinen. Gleichzeitig kann die Bewegung die Gesprächssituation auflockern. Hierbei lassen sich zudem räumliche Bezüge zur Umgebung und Umwelt herstellen. Das kann zum Beispiel bei Interviewformaten für TV-Sendungen sinnvoll sein, beispielsweise wenn ein*e Protagonist*in vom eigenen Heimatort berichtet.  Ein Interview im Freien ist jedoch anfällig für äußere Störfaktoren.

Ein Interview im Sitzen wiederum sorgt für eine ruhige und gefasste Atmosphäre. Die Sitzposition kann jedoch das Klima der Unterhaltung stark beeinflussen: Sitzen Gesprächsteilnehmer*innen nah beieinander, so wirkt das Interview konfrontativ und diskussionsfreudig. Im Umkehrschluss sorgt ein großer Sitzabstand für Distanz und kreiert eine entspannte und sachliche Atmosphäre.

3) Recherchiere und informiere dich über Interviewpartner*innen

Bei einem Interview kommt es vor allem darauf an, wer dein*e Gesprächspartner*in ist. Deshalb ist es wichtig, sich über den Gast im Vorfeld zu informieren. Am besten stellt man gerade bei Radiointerviews gleich zu Beginn die interviewte Person kurz vor. So wissen deine Hörer*innen, um wen es sich genau handelt. Hierbei sollten alle "W"-Fragen kurz beantwortet werden:

  • Wer ist der Gast?
  • Was macht diese Person?
  • Wie handelt sie?
  • Woher kommt dein Gast?
  • Wann hat diese Person ihren Werdegang eingeschlagen?

Schlüsselinformationen zu Interviewpartner*innen lassen sich zudem geschickt in Fragen einbauen, wodurch der Gesprächsfluss natürlicher wirkt.

4) Auf den Gast eingehen

Ein gut vorbereitetes Skript oder ein Fragenkatalog über potenzielle Themen dürfen bei einem gelungenen Interview nicht fehlen. Schreibe auf, was gefragt werden soll. So stellst du sicher, dass du nichts vergisst und dein Interview einer klaren Struktur folgt. Zudem solltest du dir gleich zu Beginn bewusst machen, was das Ziel des Interviews ist. Möchtest du jemanden zu seiner*ihrer Expertise befragen? Geht es darum, eine Person besonders gut kennenzulernen? Diese Überlegungen helfen deinem Fragenkatalog. Auch können dadurch Interviewpartner*innen bei abschweifenden oder zu ausführlichen Antworten immer wieder schnell zurück zum Thema geführt werden. Mehr zu Zielen von Interviews liest du in Punkt 6.

Recherchiere die Fakten besonders gut an, um sie in deine Fragen aufnehmen zu können. So kann es bei Musiker*innen beispielsweise hilfreich sein, auf das bald neu erscheinende Album einzugehen. Wichtig für deinen Fragenkatalog ist zudem eine gute Ein- und Ausstiegsfrage, um das Gespräch souverän abzurunden.

Tipp: Die Einstiegsfrage sollte zum Erzählen anregen. Mehr zur Ausstiegsfrage liest du in Tipp 7.

In manchen Live-Situationen lässt sich kein Fragenkatalog vorab stellen – und das ist auch in Ordnung. Dafür wird es hier umso wichtiger, gut zuzuhören.

5) Spontanität und aktives Zuhören

Auch wenn eine gute Vorbereitung wichtig ist, so ist das Beharren auf den Fragenkatalog gelegentlich kontraproduktiv. Man sollte den Interviewpartner*innen aufmerksam zuhören und auf ihre Aussagen eingehen. Denn durch die Antworten der Gäste allein lassen sich Gespräche führen, die auf einer natürlichen Basis beruhen. Eine bloße "Frage-und-Antwort-Konversation" wirkt meist unnatürlich und vorgespielt. Die vorbereiteten Fragen über die Interviewpartner*innen sollten demnach als Leitfaden angesehen werden.

Gerade bei Interviews zu komplizierten Themen kannst du die Antworten und Aussagen der Interviewpartner*innen noch einmal in eigenen Worten kurz wiedergeben, um zusätzlich für ein besseres thematisches Verständnis beim Publikum zu sorgen. Auch helfen Fragen wie: "Können Sie den Punkt noch einmal für unser Publikum/unsere Zuhörer*innen erklären?"

6) Arten journalistischer Interviews

Journalistische Interviews lassen sich in drei Grundtypen einteilen. Sie erfüllen jeweils einen bestimmten Zweck und legen somit die Struktur des Gesprächs sowie die Art der gestellten Fragen fest.

  • Sachinterviews: Expert*innen vermitteln Informationen und Fakten zu einem bestimmten Thema. Sachaussagen und Beurteilungen über gewisse Zusammenhänge stehen im Vordergrund.
  • Meinungsinterviews: Eine Person wird nach ihrem Urteil über ein Ereignis oder einen Sachverhalt gefragt. Hierbei werden in der Regel Menschen befragt, die direkt oder indirekt mit den Fragethemen zu tun haben und Argumente für oder gegen eine bestimmte Position bieten.
  • Personeninterviews: Die interviewte Person selbst steht im Vordergrund. Durch das Erzählen und Kommentieren der eigenen Denk- und Lebensart stellt sie sich selbst dar. Es liefert ein Porträt der befragten Person auf der Basis ihrer Antworten.

7) Ein Interview beenden

Manchmal ist der Abschluss eines Gespräches schwieriger als erwartet – gerade bei hitzigen Diskussionen oder spannenden Themen. Deshalb solltest du vorab gut über eine Abschlussfrage nachdenken. Dazu eignet sich beispielsweise ein Blick in die Zukunft oder ein abschließendes Statement zum Thema.
Auch kannst du dein Publikum einschließen: Die Interviewpartner*innen können beispielsweise eine Botschaft für das Publikum hinterlassen.

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In unseren Tipps für Macher*innen findest du noch mehr Erklärvideos zu verschiedenen Themen rund um Journalismus, Medienrecht und Produktion. Hier erfährst du zum Beispiel, mit welchen einfachen Tricks deine erste Moderation zum Kinderspiel wird.

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