Lokale Medien berichten über das, was vor Ort wichtig ist und tragen aktiv zur politischen Meinungsbildung auf Kommunal- und Kreisebene bei. Der Lokaljournalismus steht zurzeit jedoch vielen Schwierigkeiten gegenüber: Schwindende Finanzierung führt zu Kürzungen und Lücken in der Berichterstattung. Hier erfährst du, wie Bürgermedien die Leerstelle füllen können – und was NRWision macht, um die lokale Berichterstattung vor Ort zu fördern.
Medien werden oft als die "vierte Gewalt" der Demokratie bezeichnet. Neben der Legislative, Judikative und Exekutive sollen sie als Beobachter, Kritiker und Informanten der Gesellschaft die Wirksamkeit der Demokratie überwachen. Diese "vierte Gewalt" ist allerdings nicht in der Verfassung verankert und somit nur eine theoretische Rolle, die Medien einnehmen oder einnehmen sollten.

Hinter dem Konzept von Bürgermedien steckt die Idee, Bürger*innen zu ermöglichen, das Medienangebot als Programmmacher*in mitzugestalten. Dies ist auch die Idee hinter NRWision: Bürger*innen aus ganz NRW tragen mit ihren Audio- und Video-Beiträgen zur Vielfalt bei, auf unserer Bürgermedienplattform und im TV-Sender. Thematisch decken sie viele Bereiche ab: Berichtet wird über alles, was interessiert – von Sendungen über bestimmte Hobbys bis hin zu lokalen Ereignissen.
Letzteres ist besonders wichtig, da der professionelle Lokaljournalismus in Deutschland seit Jahren mit Problemen zu kämpfen hat. Viele Medienhäuser erleben seit Jahrzehnten einen Publikumsschwund. Die Folgen: Finanzierungsprobleme und Schließungen oder Zusammenschlüsse von Redaktionen.
Auf der interaktiven Karte des "Wüstenradars" wird die Anzahl von voneinander unabhängigen Zeitungen in Kreisen und kreisfreien Städten in Deutschland von 1992 bis 2023 dargestellt.

Zwischen lokalen Medien gibt es dadurch immer weniger Konkurrenz. Innovative Ideen werden seltener, die Inhalte einheitlicher. Dazu kommt eine ohnehin schon geringe Bereitschaft der Bürger*innen, für lokale Medien zu zahlen.
Je mehr Lokalangebote schließen müssen, desto "un-lokaler" wird die Berichterstattung, die übrigbleibt. Und: Die Schließungen haben mitunter weitreichende Folgen. So können sie beeinflussen, wie Bürger*innen an politischen Prozessen teilhaben und können zur Senkung der der Wahlbeteiligung in diesen Regionen führen (https://www.tandfonline.com/doi/abs/10.1080/17457289.2018.1442344, https://www.journals.uchicago.edu/doi/abs/10.1086/694105).
Auch diese Folgen bestätigen die Wichtigkeit von lokaler Berichterstattung.
Eine Demokratie lebt von informierten Bürger*innen. Dafür ist allerdings Vertrauen in die Medien nötig.

Die Studie "Journalismus und Demokratie" des Instituts für Journalistik der TU Dortmund untersucht, wie Bürger*innen, Politiker*innen und Journalist*innen den Journalismus in Deutschland sehen, was sie von ihm erwarten und an ihm kritisieren. In der jüngsten Befragungswelle von 2024 gaben 57 Prozent an, dem Großteil der Nachrichten in Deutschland meist vertrauen zu können; 53 Prozent gaben an, den Journalismus in Deutschland glaubwürdig zu finden. Wichtig ist hierbei, sich die genannten Kritikpunkte genauer anzuschauen. So gaben 40 Prozent der Befragten an, der Journalismus sei zu weit entfernt von den Problemen "einfacher" Menschen – rund ein Drittel merkte ferner an, dass die Medien Kontakt zu Menschen wie ihnen verloren hätten.
Ein funktionsfähiger Lokaljournalismus kann hier ansetzen. Er kann die Themen besprechen, die vor Ort wichtig sind und somit vielleicht langfristig die Zufriedenheit in die Medien in Deutschland erhöhen. Wenn er nicht mehr existiert, muss es ein Gegengewicht geben. Und das können Bürgermedien darstellen.
Einen Überblick über die Lokalmagazine bei NRWision findest du hier.
Übrigens: Die Studie "Journalismus und Demokratie" konnte auch herausfinden, dass die Wichtigkeit von Teilhabe in den Medien und Bürgerjournalismus auch bei den professionellen Journalist*innen in Deutschland angekommen ist. So gibt rund die Hälfte der befragten Journalist*innen an, partizipativer Journalismus sei wichtig für die Zukunft der Branchen, rund ein Drittel nennt den Bürgerjournalismus als wichtiges Element.
Partizipation ist dabei in unterschiedlichem Ausmaß denkbar. Bei NRWision sind die Bürger*innen für die gesamte Produktion selbst zuständig und werden dabei von einer professionellen Redaktion betreut. In anderen Formaten ergänzen Einsendungen von Bürger*innen die Beiträge von professionellen Redaktionen. Beim überregionalen Medienunternehmen "CORRECTIV", das sich auf tiefergehende Recherchen und Faktenchecks spezialisiert hat, können Leser*innen auf Themen hinweisen und Fragen stellen, die Redakteur*innen im Newsletter beantworten.
Lokale Berichterstattung hat das Potential, genau da anzusetzen, wo das schwindende Vertrauen beginnt: beim Gefühl, gehört zu werden. Gerade in Zeiten, in denen die Demokratie brüchig scheint, sollten die lokalen Medien ihren Fokus auf die Lebensrealitäten der Menschen lenken und im gegenseitigen Verständnis Brücken bauen.

NRWision möchte Bürger*innen stärken, die sich genau um diese lokalen Belange kümmern. Wir stehen unseren Macher*innen mit Tipps und Tricks zur Seite und bieten verschiedenen Meinungen und Perspektiven eine Plattform. So sollen mehr Menschen die Möglichkeit bekommen, das lokale Medienangebot mit ihrer Stimme zu bereichern.
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Autorin:
Yvonne Blaschke
Redakteurin | NRWision