Leben in der Nordstadt

Eine Fotoreportage über die Dortmunder Nordstadt

Die Dortmunder Nordstadt

In Deutschland herrscht Chancenungleichheit, beispielsweise in Bezug auf Bildung und Beruf, was wiederum zu Armut führen kann. Dieses Muster zeigt sich auch in der Dortmunder Nordstadt. Diese Fotoreportage gibt Einblicke darin, wie die Menschen in der Nordstadt leben und wie sie ihre Situation einschätzen.

Bild: Dortmunder Tafel, 22.2.2024

Ein Tag auf dem Nordmarkt, 20.02.2024

Der Wochenmarkt auf dem Nordmarkt findet jeden Dienstag und Freitag von 7 bis 13 Uhr statt.

Ein Tag auf dem Nordmarkt

Rund um den vier Hektar großen Park gibt es verschiedene Stände.

Ein Tag auf dem Nordmarkt

Von Obst und Gemüse über Stoffe und Kleidung, Schmuck und Accessoires bis hin zu Delikatessen und Feinkost.

„Es ist nicht leicht auf der Straße.”

„Ich habe schon mal auf der Straße gelebt, in Hamburg, in einem Obdachlosenheim. Das war natürlich schwierig. Ich lebe jetzt wieder seit eineinhalb Jahren in der Dortmunder Nordstadt — in der Kurfürstenstraße. Es ist nicht leicht auf der Straße — es wird jetzt alles teurer. Man merkt, die Armut wird größer und es spaltet sich alles. Früher gab es arme Menschen, die Mittelschicht und reiche Menschen. Jetzt gibt es nur arm und reich. Es wird alles schwieriger.”

— Matthias, 40 Jahre

 

 

„Ich habe nur selten Rassismus erlebt.”

„Ich lebe seit 1983 in Deutschland, das sind 40 Jahre. Ich habe früher in Iserlohn gewohnt und lebe jetzt seit zwölf Jahren in der Nordstadt. Ich habe in der Nordstadt nur positive Erfahrungen gemacht. Mir gefällt es sehr gut hier.”

— Ali, 72 Jahre

„Denken Sie, dass alle hier auf dieser Welt zufrieden sind?”

„Diskriminierung, Angstmacherei und Einschüchterung erfahre ich jeden Tag — und das schon seit Jahren.”

— Anonym

Lebensmittelausgabe bei der Tafel, 22.02.2024

Die Dortmunder Tafel sammelt einwandfreie Lebensmittel, die sonst aus verschiedenen Gründen vom Einzelhandel weggeworfen werden würden.

Die Dortmunder Tafel

Über 350 ehrenamtliche Mitarbeitende der Tafel sammeln wöchentlich zwischen 80.000 und 100.000 Kilogramm Lebensmittel ein und verteilen sie an etwa 4.700 Bedürftige.

Die Dortmunder Tafel

Lebensmittelausgabe bei der Tafel, 22.02.2024

Der Borsigplatz, 20.02.2024

Der Borsigplatz

Der Borsigplatz in Dortmund, auch bekannt als „Stern des Nordens”, ist eine historische Stätte von großer sportlicher Bedeutung. Der Platz erlangte Berühmtheit als Geburtsstätte von Borussia Dortmund im Jahr 1909. Auch heute ist der Borsigplatz noch ein wichtiger Treffpunkt für Fans.

Der Borsigplatz

Rund um die ehemalige Wegkreuzung gibt es Geschäfte verschiedener Kulturen, beispielsweise türkische Restaurants oder Läden für Waren aus afrikanischen Ländern – aber auch soziale Einrichtungen sind hier ansässig. Nach Schätzungen der Stadt Dortmund liegt der Anteil der unter 25-jährigen Ausländer*innen im Borsigplatzviertel bei 50,3 % und ist damit nach dem Quartier Nordmarkt (51,8 %) das am zweithäufigsten von Ausländer*innen bewohnte Gebiet in Dortmund. Der gesamtstädtische Durchschnitt liegt bei 20,2 %.

Graffiti macht's bunt: Linienstraße

Die Nordstadt ist auch für ihre bunten Straßen bekannt.

Graffiti macht's bunt: Am Borsigplatz

Von Garagen über Giebelwände und Mauern...

Graffiti macht's bunt: Zwischen Münsterstraße und Leopoldstraße

...bis hin zu öffentlichen Plätzen sind überall Graffiti zu finden.

Zeit für Wandel

Die Nordstadt ist bunt, kreativ und vielfältig, dennoch hat sie auch ihre Probleme. Nach Angaben der Stadt Dortmund hat der Bezirk Innenstadt-Nord die mit Abstand höchste Arbeitslosenquote in Dortmund (21,9 %). Bild: Kreuzung Zweigstraße und Tiefe Straße, 20.02.2024

Zeit für Wandel

Auch die Zahl der Sozialhilfeempfänger*innen unter 15 Jahren ist in der Nordstadt besonders hoch, vor allem in den Sozialräumen Borsigplatz und Nordmarkt (120,77 beziehungsweise 115,08 Personen pro 1.000 Einwohner*innen). Insgesamt ist der Bezirk Innenstadt-Nord mit mehr als 60.000 Einwohner*innen der bevölkerungsreichste und hat seit 2002 auch den größten Zuwachs zu verzeichnen.

Es gibt viele Einrichtungen, Vereine und Projekte, die den Bedürftigen in der Nordstadt mit Lebensmitteln, finanzieller Unterstützung und Integrationshilfen zur Seite stehen.

Über die Autorin

Liz Bulnes (24) kommt aus Honduras und studiert Journalistik mit Nebenfach Politikwissenschaft an der TU Dortmund. Sie strebt danach, konstruktiven Journalismus zu betreiben und Auslandskorrespondentin zu werden.

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