LUFS - Lautheit pegeln mit Loudness Meter

Anleitung für Einsteiger: Lautstärke anpassen von Video- und Audio-Produktionen für NRWision

Pegeln für Anfänger: Lautheit anpassen

Ob Video-Produktion, Radiosendung, TV-Magazin oder Podcast: Die Anpassung der Lautstärke spielt bei Video- und Audio-Beiträgen eine wichtige Rolle. Beim Tonpegeln sollte man direkt dafür sorgen, dass Musik und Sprache in einem angenehmen Verhältnis zueinander stehen. Doch wie pegelt man Videos und Audio-Dateien richtig? Wie kann man die Lautheit per Loudness Meter anpassen? Mit welchen Tools und Software-Programmen klappt das Pegeln der Audiospur am besten?

In dieser Anleitung für Einsteiger erklären wir, was hinter der Einheit LUFS als Maß der Lautheit steckt. Wir zeigen, wie man ein Loudness Meter verwendet, um die Lautstärke gut einzustellen. Außerdem geben wir Dir Tipps, wie das Pegeln von Musik und Ton in bekannten Programmen wie Adobe Premiere Pro, Adobe Audition und Audacity funktioniert.

Wieso sollte ich die Lautstärke meiner Produktion pegeln?

In der Mediathek von NRWision klingen alle Sendungen in etwa gleich laut. Auch im Fernsehen sorgen wir dafür, dass Zuschauer nicht ständig die Lautstärke anpassen müssen. Das gilt für alle Sendungen - egal ob Reportage, Kurzfilm oder Musiksendung.

Audiobearbeitung am Schnittplatz

Auch innerhalb einer Sendung solltest Du auf einen ausgewogenen Tonpegel achten. Vielleicht hast Du schon mal einen Beitrag gesehen oder gehört, in dem die Musik viel lauter war als die Stimme - oder andersherum. Das ist kein schönes Hörerlebnis!

Deshalb ist es wichtig, die verschiedenen Tonspuren so zu pegeln, dass die Mischung harmonisch klingt. Das gilt sowohl für die Videobearbeitung als auch bei der Bearbeitung von Audio. Grundsätzlich ist es nämlich der Sound, der die Stimmung im Beitrag wesentlich beeinflusst.

LUFS - Maß der Lautheit

Zuerst die Definition: LUFS ist eine Abkürzung und bedeutet "Loudness Units relative to Full Scale" (zu deutsch: "Lautheits-Einheiten relativ zum digitalen Normpegel").

Es gibt einen Unterschied zwischen der Lautstärke und der Lautheit:

- Die Lautstärke ist objektiv messbar - in der bekannten Maßeinheit "Dezibel". Das Problem: Selbst bei gleich gemessener Lautstärke wirken verschiedene Sounds unterschiedlich laut, zum Beispiel Sprache im Vergleich zu Musik.

- Deshalb gibt es die Maßeinheit LUFS. Sie definiert die subjektiv empfundene Lautheit und basiert auf dem persönlichen Hörempfinden.

Loudness Radar bei Adobe

Mit einem Loudness Meter kann man die Lautheit messen und einstellen. In manchen Programmen für die Video- und Audiobearbeitung ist es integriert. Es gibt Loudness Meter aber auch als externe Software sowie in Form von Hardware.

EBU-Empfehlung R128

Im Fernsehen und im Radio war es früher häufig so, dass Sender unterschiedlich laut klangen. Werbung wirkte zum Beispiel deutlich lauter als das eigentliche Programm mit Filmen und Magazinen. Das hat Zuschauer und Hörer sehr genervt: Ständig musste man die Lautstärke anpassen.

Deshalb hat die European Broadcast Union schon vor einigen Jahren eine Norm entwickelt, die sogenannte EBU-Empfehlung R128. Sie gibt vor, mit welcher Lautheit Hörfunk und Fernsehen ihr Programm durchschnittlich ausstrahlen sollten.

Empfohlen wird ein Zielwert ("Taget Level") von -23 LUFS - gemessen über die Gesamtheit der Sendung. Außerdem sollte die Lautstärke nie einen Wert von -1dB überschreiten. Man sollte also immer sowohl die Lautheit insgesamt als auch die Ausschläge der Lautstärke über die komplette Sendung hinweg im Blick haben.

Auch wir bei NRWision halten uns an diese Richtlinie - sowohl in der Mediathek als auch im TV-Lernsender. So haben Zuschauer und Hörer bei allen Sendungen möglichst denselben Lautheitseindruck.

Lautstärke anpassen ohne Loudness Meter

Viele Radiomacher und Podcast-Produzenten bei NRWision nutzen Audio-Software wie Audacity. Audacity ist kostenlos und bietet viele grundlegende Funktionen für die Audiobearbeitung. Fernsehmacher und Amateurfilmer setzen häufig auf MAGIX Video deluxe. Das Videoschnitt-Programm ist für Hobbyfilmer erschwinglich und deshalb sehr beliebt.

Das Problem: Audacity, MAGIX Video deluxe und die meisten anderen Programme haben kein integriertes Loudness Meter. Deshalb kann man die Lautheit von Beiträgen nicht nach LUFS pegeln. Mit einfachen Tipps kann man sich beim Pegeln zumindest an die EBU-Richtlinie R128 (s.o.) annähern.

Lautsprecher beim Videoschnitt

- Wir empfehlen Dir, die Lautstärke immer mit freistehenden Lautsprechern zu beurteilen, nicht per Kopfhörer. So hast Du ein natürlicheres Hörempfinden im Raum. Stelle die Lautsprecher so ein, dass die Laustärke für Dich angenehm ist und dass Du alles gut hörst. Die Lautstärke sollte aber nicht voll aufgedreht sein, damit Du Lautstärke-Unterschiede innerhalb eines Beitrags besser wahrnehmen kannst.

- Hörer stellen die Lautstärke eines Beitrags erfahrungsgemäß nach der Lautstärke des Gesprochenen ein, also der normalen Stimme des Moderators oder der Interviewpartner. Daran solltest Du Dich beim Audiopegel grundsätzlich orientieren. Wir empfehlen erfahrungsgemäß eine Lautstärke von ca. -9 db bis -18 db - je nach Präsenz der Stimmen.

Freistehende Musiktitel in einer Sendung sollten immer leiser gepegelt sein als die Stimmen, weil Musik meist kraftvoller und somit lauter wirkt. Beim Pegeln entspricht das meist einem Unterschied von ca. -6 db im Verhältnis zur Stimme.

- Manchmal möchtest Du vielleicht Musik unter Moderationen oder Sprachaufnahmen legen. Dann sollte die Musik natürlich noch deutlich leiser gepegelt sein, damit man die Stimmen gut versteht. Hier kommt es aber sehr auf den verwendeten Musiktitel an: Techno und Hardrock wirken z.B. anders als Klassik und Pop-Balladen. Du solltest Dich also auf Dein Gehör verlassen.

- Für Atmo, also Hintergrund- und Umgebungsgeräusche unter den Stimmen gilt: Sie sollte wahrnehmbar sein, aber nicht beim Zuhören stören. Das entspricht erfahrungsgemäß nochmal ca. -12 db Unterschied zu den Sprachaufnahmen.

Lautstärke anpassen mit Loudness Meter

Professionelle Programme wie Adobe Audition und Adobe Premiere Pro haben ein integriertes Loudness Meter. Damit kannst Du Deine Sendung nach LUFS pegeln.

Lautstärkeradar in Adobe Premiere Pro und Adobe Audition

Vorher solltest Du sicherstellen, dass dein Beitrag schon fertig geschnitten und die Lautstärke ausgewogen gepegelt ist. Tipps und Empfehlungen dazu findest Du im Abschnitt oben unter "Lautstärke anpassen ohne Loudness Meter". Nun kannst Du die Lautheit insgesamt per Loudness Meter prüfen und ggf. nachjustieren.

Man muss das Loudness Radar zunächst aktivieren, damit es auf dem Bildschirm erscheint.

- In Adobe Audition öffnet man das Lautstärkeradar über das Menü. Klicke oben in der Leiste auf Effekte => Spezial => Lautstärken-Radarmessung. Schon zeigt sich das entsprechende Fenster.

- In Adobe Premiere Pro brauchst Du mehrere Klicks zum Ziel: Öffne in der Leiste oben das Menü "Fenster" und wähle den "Audiospur-Mischer" aus. Über einen kleinen Pfeil oben links klappst Du das Effekt-Fenster auf. Wähle nun in der Spur ganz rechts den entsprechenden Effekt aus: Unter dem Eintrag "Spezial" findest Du endlich das Lautstärkeradar. Klicke nun zweimal auf den Eintrag, damit sich das Loudness Radar in einem neuen Fenster öffnet.

Loudness Radar in Adobe Premiere Pro aktivieren

WICHTIG: Im Loudness Radar musst Du nun im Feld "Vorgaben" oben unbedingt die Einstellung "EBU R128 LUFS" auswählen!

Beim Pegeln nach Lautheit ist das Ziel, dass der gesamte Beitrag auf einen Durchschnittswert von -23 LUFS kommt. Du musst diesen Wert nicht ganz genau erreichen. Die Lautheit darf sich grob im Bereich von -22 bis -24 LUFS bewegen.

Viele Sendungen bestehen aus mehreren Teilen, zum Beispiel Moderationen, Interview-Blöcken oder Musiktiteln. Du solltest jetzt die Lautheit jedes einzelnen Elements separat prüfen und einstellen.

1. Spiele den entsprechenden Teil in der Sequenz komplett ab, während das Loudness Radar im Vordergrund zu sehen ist. Die Anzeige rechts unten zeigt danach einen Durchschnittswert in der Einheit LUFS an.

2. Wenn der Wert unter -23 LUFS liegt, ist der Abschnitt noch zu leise. Liegt der Wert über -23 LUFS, ist der Audiopegel zu laut. Passe die Lautstärke in diesem Bereich also entsprechend an.

3. Vielleicht liegt der Durchsschnittswert sogar schon bei rund -23 LUFS. Das heißt aber nicht automatisch, dass der gesamte Abschnitt gut gepegelt ist. Auch einzelne Stellen im Beitrag dürfen nicht zu laut sein oder sogar übersteuern. Dann würde das Kontrollfeld "Peak" rechts oben rot aufleuchten.

4. Prüfe bei jedem nachgepegelten Abschnitt noch einmal die Lautheit. Du setzt die vorherige Messung über den kleinen Pfeil rechts oben im Loudness Radar zurück. Jetzt kannst Du den Teil erneut abspielen und die Lautheit wie oben beschrieben nochmal messen.

Mediengestalter bei der Audiobearbeitung

Ausnahmen bestätigen auch bei der Lautstärke die Regel: Zur künstlerischen Freiheit kann es gehören, dass Du den Sound an einzelnen Stellen besonders hervorheben willst - lauter oder leiser als üblich. Übersteuern sollten die Audiospuren aber nie.

Unterm Strich: Mit diesen Schritten hast Du die Lautheit Deines Beitrags durchgängig im Blick. Dann kannst Du Dir sicher sein, dass Dein Beitrag bei der Veröffentlichung in der Mediathek und/oder im TV-Lernsender angenehm und ausgewogen klingt.

 

Foto von Zoran Garic

Autor:
Zoran Garic
Mediengestalter Bild und Ton in Ausbildung

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