Diskriminierungssensible Sprache: Worauf sollte ich achten?
Respekt und Akzeptanz: Wie und warum wir Texte für die Mediathek diskriminierungssensibel schreiben wollen
Nicht-diskriminierende Sprache: Wieso sie auch für Nicht-Betroffene wichtig ist
Der alltägliche Sprachgebrauch kann mehr Auswirkungen haben als gedacht. Menschen können mit Begriffen andere ungewollt ausgrenzen, verurteilen oder beleidigen. Aber wie kann man sich in dem Wirrwarr von Worten und Ausdrücken zurechtfinden, wenn sie für einen selbst mitunter harmlos erscheinen? Wie diskriminierungssensible Sprache aussehen kann, lest ihr hier.
Anfang 2021 geht das Thema „diskriminierende Sprache“ durch die deutschen Medien. In der WDR-Talk-Show „Die letzte Instanz“ sprechen fünf prominente weiße über Diskriminierung im alltäglichen Sprachgebrauch. Dabei kommt unter anderem auch der alte Begriff für Schweineschnitzel nach Balkan-Art auf, den sich die Talk-Show-Gäste nicht nehmen lassen wollen. Die Sendung stößt im Internet und in der Gesellschaft auf großen Widerstand. Schließlich betrifft die fünf weißen Gäste der Begriff eigentlich nicht. Viel mehr sind Sinti und Roma davon betroffen.
Denn das Z-Wort wird seit vielen Jahrhunderten im Rahmen der Diskriminierung und Verfolgung beiden ethnischen Gruppen genutzt, unter anderem während des Nationalsozialismus im Kontext des “Porajmos”, dem Völkermord an den Roma. Genau hier liegt das Problem diskriminierender Sprache. Menschen, die nicht von den diskriminierenden Begriffen betroffen sind, verstehen ihre Auswirkungen gar nicht erst.
Wir als Redaktion von NRWision möchten mit unseren Texten niemanden ausgrenzen. Wir verfolgen das Ziel, in diskriminierungssensibler und -kritischer Sprache zu schreiben. Das bedeutet auch, dass wir versuchen, auf dem neusten Stand der Sprache zu bleiben. Auch uns sind manche diskriminierenden Begriffe womöglich noch nicht bewusst. Es ist unsere Aufgabe als mediale Plattform auf Änderungen im Sprachgebrauch einzugehen und diese aktiv umzusetzen.
Wie sieht diskriminierungssensible Sprache eigentlich aus?
Bei der Nutzung diskriminierungssensibler Sprache geht es darum, keine Minderheiten zu verletzen. Das bedeutet in vielen Fällen: alltägliche Begriffe überdenken und gegebenenfalls austauschen.
Das Akronym „LGBTQIA+“ ist beispielsweise der aktuelle Begriff, um über Menschen zu sprechen, die unter anderem nicht heteronormativ leben. Das kann bedeuten, dass sie nicht heterosexuell sind, transgeschlechtlich sind, oder sich nicht den binären Kategorien Mann und Frau zuordnen. Die im Alltag bereits etablierte Version „LGBTQ“ wurde um die Begriffe „Intersexuell“ und „Asexuell“ erweitert, um auch diese Menschen im Sprachgebrauch sichtbar zu machen. Das „+“ steht für alle weiteren Menschen, die sich nicht zu den bereits genannten Gruppen zählen.
Wenn es um transgeschlechtliche Personen geht, ist es zudem sensibel zu schreiben, dass sie sich nicht mit dem Geschlecht identifizieren, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde. Es ist wichtig, oftmals unüberlegte, aber diskriminierende Floskeln wie “XY wurde als Mann geboren” zu vermeiden – denn eine Transfrau war immer eine Frau und niemals ein Mann.
Häufig nutzen Menschen im Alltag Begriffe, die eigentlich andere Bedeutungen haben. So bezeichnet der Begriff „Migrant*in“ laut Statistischem Bundesamt nur Deutsche, die im Ausland geboren worden sind. Im alltäglichen Sprachgebrauch wird der Begriff aber auch häufig stigmatisierend für Menschen verwendet, deren Eltern eingewandert sind.
Diskriminierungssensible Sprache kann zudem bedeuten, dass Menschen nicht nur auf Begriffe, sondern auch auf Formulierungen achten. So stellt die Formulierung „an den Rollstuhl gefesselt“ diese körperliche Einschränkung sehr emotional und dramatisch dar. Als außenstehende Person empfiehlt es sich, eine neutralere Formulierung wie „sitzt im Rollstuhl zu verwenden. Auch ist es ratsam, „Menschen mit Behinderung“ anstatt „behinderte Menschen“ zu schreiben. Denn so wird die Behinderung nur als ein Aspekt der Person gekennzeichnet.
Diskriminierungssensible Sprache: Über Rassismus sprechen
Mit diskriminierungssensibler Sprache kann man auch auf Probleme in der Gesellschaft hinweisen. So setzt sich die Organisation Amnesty International für die Großschreibung der Begriffe “Weiß” und “Schwarz” im Zusammenhang mit Personenbeschreibungen ein, um kenntlich zu machen, dass es sich dabei um Menschengruppen und nicht um Farben handelt. Auch eine kursive Schreibweise des Begriffs “Weiß/weiß” dient diesem Zweck.
Denn bei den Begriffen “weiß” und “Schwarz” handelt sich nicht um Eigenschaften, die den Hautton einer Person beschreiben. Es sind viel mehr soziale Gruppen gemeint, die systematisch bevorzugt oder benachteiligt werden. In der Wissenschaft spricht man auch von Rassismus als System. In unserer Gesellschaft genießen weiße von Geburt an Privilegien, die Schwarze oder andere BIPoC nicht haben. Das Akronym BiPoC steht für Black, Indigenous und andere People of Colour. Durch die Großschreibung von “Schwarz” bzw. das Kursivsetzen von „weiß“ kann man automatisch auf diesen Umstand hinweisen.
Wie kann ich herausfinden, welche Begriffe diskriminierungssensibel sind?
Es kann schwierig sein, bei diskriminierungssensibler Sprache auf dem neusten Stand zu bleiben. Vor allem, wenn einem selbst die Diskriminierung nicht zwangsläufig bewusst ist. Es gibt im Internet einige Anlaufstellen, die Hilfestellung geben können. Im Folgenden sind ein paar Seiten aufgelistet, die bei diskriminierungssensibler Sprache weiterhelfen. Dazu gehört auch geschlechtergerechte Sprache, zu der NRWision bereits einen Artikel veröffentlicht hat.