Gendergerechte Sprache ist ein umstrittenes Thema: Wie kann Sprache alle Geschlechter gleichberechtigt berücksichtigen? Wie können wir beim Schreiben von Texten dafür sorgen, dass sich alle Menschen einbezogen fühlen? Hilft ein Gendersternchen gegen Diskriminierung?
Manche Menschen sind grundsätzlich gegen das Gendern. Wenn sie ein Gendersternchen sehen oder Sprechpausen hören, sprechen sie sogar vom "Genderwahn". Sie halten geschlechtergerechte Sprache für umständlich und unnötig. Deshalb sind sie gegen das ständige Gendern, zum Beispiel bei der Moderation in Medien wie Fernsehen und Radio.
Auch wir in der Redaktion von NRWision fragen uns: Wie können wir in unseren Texten richtig und geschickt gendern? Welche Vorteile und Nachteile hat das Gendersternchen? Welche Regeln und Lösungen gibt es beim Schreiben vielleicht noch, um alle Geschlechter anzusprechen? In diesem Artikel erfährst Du, wie wir in Zukunft mit dem Thema Gendern umgehen wollen - inklusive Beispiele für gendergerechte Sprache. Unser Ziel: Unsere Texte sollen verständlich bleiben und trotzdem möglichst alle Geschlechter einbeziehen.
Was ist Gendern?
Das Wort "Gender" ist englisch und bedeutet "Geschlecht". Beim Gendern versucht man, Frauen und Männer - am besten sogar alle Geschlechter - gleichberechtigt anzusprechen. Umgangssprachlich formulieren wir natürlich möglichst kurz und einfach. Wir sagen häufig nur "Ärzte", "Politiker" oder "Bauarbeiter". Das Problem: Dabei denkt man automatisch vor allem an Männer, weniger an Frauen. Weil Sprache aber auch unser Denken beeinflusst, kann das zu Diskriminierung in unserer Gesellschaft führen.
- Oft sagt man zum Beispiel: "Alle Schüler gehen in die Schule."
- Stattdessen kann man auch sagen: "Alle Schülerinnen und Schüler gehen in die Schule."
Das versteht man schon unter Gendern. Die Formulierung ist nur ein bisschen länger. Sie ist aber ein einfacher Weg, nicht nur männliche Personen zu erwähnen.
Manche Menschen identifizieren sich wiederum nicht eindeutig als Mann oder Frau. Deshalb überlegt man zur Zeit, wie man auch sie sprachlich in Texten berücksichtigen kann.
Gendersensible Sprache ist für viele jedenfalls noch ungewohnt: Wer konsequent und richtig gendern will, muss beim Sprechen und in Texten immer auf die passenden Formen achten. Einheitliche Gender-Regeln gibt es nicht.
Auch unsere Redaktion verfolgt die Debatte um gendergerechte Sprache in den Medien. Wir diskutieren im Team immer wieder darüber, wie wir in unseren Texten mit dem Thema Gendern gut umgehen können. Uns ist es natürlich wichtig, niemanden zu diskriminieren und möglichst alle Menschen einzubeziehen. Gleichzeitig wollen wir weiterhin dafür sorgen, dass die Texte in unserer Mediathek auf jeden Fall verständlich bleiben. Die Herausforderung: Geschlechtergerechte Sprache nutzen und trotzdem einfach zu lesende Begleittexte zu erstellen.
Wir haben uns in der Redaktion gegen feste Gender-Regeln entschieden. Stattdessen wollen wir flexibel mit dem Thema umgehen. Nach Möglichkeit nutzen wir in Zukunft verschiedene Varianten, um alle Geschlechter sprachlich einzubeziehen. Dabei achten wir darauf, dass Sätze nicht zu kompliziert oder zu lang werden. Manchmal ist es eben ein Kompromiss zwischen gendersensibler Sprache und Verständlichkeit.
Die folgenden Vorschläge fürs Gendern hält unser Team für sinnvoll. Vielleicht sind sie auch Anregungen für Deine selbst produzierten Audio- und Video-Beiträge
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Weibliche und männliche Form jeweils ausschreiben
Diese Variante kennen wir zum Beispiel von Anreden wie "Sehr geehrte Damen und Herren" oder "Liebe Kolleginnen und Kollegen". Die Doppelnennung bietet sich an, weil sie im Sprachgebrauch üblich ist. Die gängigen Begriffe erhöhen auch die Auffindbarkeit der Beiträge in den Suchmaschinen. Man sollte aber bedenken, dass Sätze dadurch länger werden.
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Geschlechtsneutrale Sammelbegriffe finden
Kann man vielleicht auf einen Sammelbegriff zurückgreifen, der kein bestimmtes Geschlecht vorgibt? Manchmal lässt sich so ein Begriff ganz einfach selbst bilden: "Lehrende" statt "Lehrer", "Teilnehmende" statt "Teilnehmer", "Produzierende" statt "Produzenten". Oft gibt es sowieso schon eine geschlechtsneutrale Alternative wie "Lehrkraft", "Kameraleute" oder "Regieassistenz".
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Gendersternchen nutzen (*)
Ist das Gendersternchen die Lösung für geschlechtergerechte Sprache? Immer häufiger findet man in Texten Schreibweisen wie "Politiker*innen" und "Besucher*innen". Diese Lösung ist vergleichsweise kurz. Sie wird oft auch von Menschen bevorzugt, die sich nicht als Mann oder Frau definieren. Uns ist aber bewusst, dass Gendersternchen im Text zur Stolperfalle werden können: Für manche Leser*innen sind sie vielleicht noch ungewohnt.
Welche der Varianten sich jeweils anbietet, entscheiden unsere Redakteur*innen von Fall zu Fall. Die Verständlichkeit der Texte liegt uns dabei besonders am Herzen. Wir wissen auch: Sprache verändert sich - und wir werden die Diskussionen und Entwicklungen in unserer Gesellschaft weiter beobachten.
Unser Ziel: Bei NRWision sollen sich alle Menschen angesprochen und einbezogen fühlen. Dazu kann auch gendergerechte Sprache beitragen.
Autor:
Pascal Löffler
Redakteur | NRWision