Timelapse: Ewigkeit

Magazin zur Entschleunigung, produziert von MNSTR.medien aus Münster

"Das ist, wie der Farbe beim Trocknen zuzusehen ..." - Das sagt man meist, wenn man etwas höchst langweilig findet. Die "Timelapse"-Redaktion aus Münster sieht trocknende Farbe als Mittel zur Entschleunigung, zum Entspannen, zum Ausruhen. Sich eine kleine Ewigkeit lang in der scheinbar schmucklosen Beobachtung verlieren, und dabei etwas zur Ruhe kommen und sich im Wunder des Alltäglichen verlieren - darum geht es den Machern offenbar mit dieser Ausgabe ihrer Sendereihe.

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Kommentare

  • Alois Dinkelmann
  • 1. November 2016
  • 20:05
Endlich seid ihr zurück! Das freut mich ungemein!

Was ist die Ewigkeit?

Die Timelapse-Schaffenden konfrontieren die Zusehenden mit dieser simplen Frage, die mit fortschreitender Sehdauer eine unerwartete Tiefe offenbart. Sehen wir am Anfang einen Pinselstrich von unten nach oben (!) fahren, beobachten wir in den verbleibenden knapp achtundzwanzig Minuten die rote Lackfarbe beim Trocknen.

Warum wird die Farbe aufgetragen? Wir sehen einen Schaden an der bereits rotgestrichenen Wand. Soll sie ihn beheben? Ihn lediglich verdecken? Uns ist bewusst, dass dieser Vorgang nur oberflächlicher Natur sein kann. Und trotzdem gleitet der Pinsel ein einziges Mal an der Wand entlang und überlässt sie anschließend sich selbst.

Beobachten wir den anderen Teil der Wand, stellen wir weitere Mängel fest: Schwarze und weiße Flecken und Gebrauchsspuren. Sie alle sind Beleg dafür, dass der Anstrich einer Wand nicht von Dauer sein kann. Die Farbe deckt, aber sie dringt nicht ein. Ein kurzer Moment, ein winziger Augenblick, eine einzige falsche Bewegung mit (Beispiel) einer Trophäe kann eine dauerhafte Spur im planen Farbstrich hinterlassen. So wie Lügen und ausweichendes Verhalten nur kurzzeitige Abhilfe verschaffen, aber ein Problem niemals beheben, so kann die Farbe die Risse in unseren Tapeten zwar überdecken, aber das Neutapezieren doch niemals ersetzen.

In dem Moment, in dem wir unseren Pinsel schwingen, ihn über die Wand führen und eine saubere Spur hinterlassen, denken wir nicht an den nächsten Tag und mögliche Stolperunglücke mit der gefüllten Pressstempelkanne. Wir glauben, dass es so bleibt. Wir glauben, dass die Farbe besteht, dass sie hält und verschwenden keinen Gedanken an die Zeit, in der ein neuer Farbeimer geöffnet werden muss.

Häufig verbinden wir den Begriff der Ewigkeit mit der Unendlichkeit. Was ewig ist, findet kein Ende (sucht es vielleicht auch nicht). Viel wichtiger: Ewigkeit kennt auch keinen Anfang. Was ewig ist, war, ist und wird sein. Es war niemals nie. Wieso also den Pinsel zeigen? Den doch so offensichtlichen Anfang einer vermeintlich ewigen Deckkraft?

Der Pinsel ist nur ein weiteres Instrument der kreativen Köpfe, um deutlich zu machen: Ewigkeit wird nicht gezeigt. Das ist die große Stärke dieser Timelapse-Episode! Ewigkeit ist nicht zu sehen. Im Gegenteil: Wir werden mit einem Anfang konfrontiert, wir sehen gleichzeitig das Ende des zuletzt durchgeführten Anstrichs in Form zahlreicher Mängelspuren. Hier kann nichts Ewiges entstehen - ist es nie, wird es nie.

Wenn es also nie war, nie ist und nie sein wird - sind diese Farbe, diese Wand und der neue Anstrich dann nicht doch Teil von etwas... Ewigem?

Vielen Dank, liebe Schaffenden. Ich freue mich sehr auf die nächste Episode!

Herzlichst,

euer Alois